Presseinformation 02. April 2013
Artikel in der Fachzeitschrift Versicherungsmagazin
45 Prozent der Kfz-Eigentümer in Deutschland mussten schon mindestens einmal eine Autoscheibe reparieren oder ersetzen lassen. Das ist oft eine kostspielige Angelegenheit, die zudem immer aufwändiger und teurer wird. Denn das Autoglas wird zunehmend mit neuen Funktionen wie Sensoren, Kameras oder Heizung ausgestattet. Viele Fahrzeughalter sind daher grundsätzlich bereit, sich gegen Glasschäden am Fahrzeug gesondert und vollumfänglich abzusichern. Eine gute Nachricht für die Versicherer, denn schließlich sind heute bereits mehr als die Hälfte ihrer Ausgaben in der Kaskoversicherung auf Glasbruch zurückzuführen.
Schon bei kleinen Kratzern in Autoscheiben gehen viele Kfz-Halter auf Nummer sicher und lassen sie vorsorglich ausbessern. 59 Prozent der Autofahrer Deutschlands suchen in solchen Fällen lieber einen Autoglasspezialisten wie CarGlass, Junited oder Wintec auf, als eine Kfz-Werkstatt zu besuchen. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Werkstatt-Services aus Sicht des Fahrzeughalters 2012“ von hnw consulting. Ein Grund für diese Bevorzugung ist die massive und effektive Radio- und Fernsehwerbung, zum Beispiel von CarGlass. Sie warnt geschickt, auch kleinere Glasschäden nicht zu ignorieren. Die Werbespots haben dafür gesorgt, dass viele Autofahrer direkt einen Glasspezialisten aufsuchen, weil dessen Name ihnen besonders präsent ist und der Service als kostenlos für Kaskoversicherte beworben wird.
Fahrzeughalter sind offen für Werkstattempfehlungen
Was viele Versicherer nicht ahnen oder ignorieren: Sie haben die Chance, bei der Werkstattwahl ihrer Kunden ein Wörtchen mitzureden und eigene Partnerfirmen oder -werkstätten zu empfehlen. Die Studie zeigt, dass immerhin 57 Prozent der Autofahrer mit ihrer Versicherung Rücksprache gehalten haben, bevor sie ihre Glasschäden reparieren ließen. Schon an dieser Stelle hätte die Assekuranz also die beste Gelegenheit, auch eine Empfehlung auszusprechen, was bislang jedoch selten geschieht. Hier verpasst die Versicherungsbranche gute Chancen zur Begrenzung des Schadenaufwands.
Eine andere Zahl macht das „verschenkte Potenzial“ noch deutlicher: 80 Prozent der Kfz-Eigentümer, die für die Reparatur einen Glasspezialisten aufsuchten, wären nach eigener Aussage auch bereit gewesen, einer Empfehlung ihrer Versicherung zu folgen. Ein erstaunlich hoher Wert, der signalisiert: Versicherer schätzen ihre Kunden zum Teil falsch ein oder kommunizieren zu wenig mit ihnen. Dass so viele Kunden offen für Empfehlungen sind, liegt sicher auch an den günstigeren Werkstattbindungstarifen, die viele Versicherer anbieten. Sie tragen dazu bei, dass die Autobesitzer eine Partnerschaft zwischen Versicherung und Werkstatt leichter akzeptieren.
Extraversicherungen für Autoglas sind willkommen
Aus Schaden werden auch Deutschlands Autofahrer klug. Und da fast jeder zweite von ihnen schon mindestens einmal eine Autoscheibe ersetzen oder reparieren lassen musste, möchten viele vorsorgen. Die Studie hat unter anderem die Bereitschaft der Kfz-Halter ermittelt, für Glasbruch innerhalb der Kaskoversicherung gesonderte Schadenfreiheitsklassen zu akzeptieren. 43 Prozent der befragten Bundesbürger geben an, dass sie dies annehmen würden.
Die Akzeptanz ist allerdings bei Besitzern verschiedener Fahrzeugmarken unterschiedlich hoch: Unter den BMW- und Audi-Fahrern würde sogar die Mehrheit gesonderte Schadenfreiheitsklassen begrüßen, hier sind es 55 beziehungsweise 53 Prozent. Am wenigsten begeistert von diesem Modell zeigen sich die Ford-Fahrer, bei ihnen sind es nur 32 Prozent. Opel- und Renault-Fahrer liegen mit jeweils 38 Prozent im unteren Drittel, Mercedes- und VW-Fahrer liegen im Mittelfeld.
Eine weitere Option neben gesonderten Schadenfreiheitsklassen stellt eine se-parate Glasbruchpolice außerhalb der Kaskodeckung dar. Eine solche abzuschließen können sich ebenfalls 43 Prozent der Kfz-Halter vorstellen. Auch hier zeigen sich Unterschiede in Abhängigkeit von der Automarke, wenn auch nicht ganz so extreme: Die Audi-Fahrer sind mit 54 Prozent am offensten für eine spezielle Glasbruchversicherung, VW-Fahrer bilden bei dieser Frage mit 38 Prozent das Schlusslicht.
Fazit
Aus der Sicht der deutschen Fahrzeughalter besteht für Autoglas eine hohe Versicherungsrelevanz. Die Autofahrer sind offen gegenüber alternativen Versicherungskonzepten wie zum Beispiel gesonderte Schadenfreiheitsklassen in Teilkasko oder separate Glas-Kasko-Konzepte. Versicherungsunternehmen sollten entsprechende Angebote entwickeln und entlang differenzierter Kundensegmente ihren Kunden anbieten.
Hierzu bedarf es unter anderem auch der Intensivierung von Partnerschaften mit Kfz-Werkstätten, die über die Kompetenz und Kapazität für Tausch und Reparatur von Autoglas verfügen. Denn freie und Herstellerwerkstätten können diese ebenso professionell beheben wie Glasspezialisten. Einer Werkstattempfehlung für den Kunden steht also nichts im Wege, zumal davon alle direkt Beteiligten profitieren.
Zur Studie
Für die Studie „Werkstatt-Services aus der Sicht des Fahrzeughalters 2012“ wurden im August 2012 1.082 deutsche Kfz-Halter befragt. Themen der Online-Befragung im Auftrag von hnw consulting waren die Einstellung und Erwartungshaltung der Autofahrer im Hinblick auf die generelle Nutzung von Werkstätten, den Versicherungsschutz und das zugehörige Kaufverhalten sowie die Werkstatt-Services bei Versicherungsschäden. Wissenschaftlicher Kooperationspartner der Studie ist das IMWF Institut für Management- und Wirtschaftsforschung.
von Jürgen Wulf und Carsten Nyhuis, beide Partner in der hnw consulting GmbH
Erhebungszeitraum: August 2012